Santa Barbara: Tobias Riedel berichtet aus Santa Barbara (USA)
Besucht uns auf:

Santa Barbara

"Pass auf dich auf!" Riefen mir meine Eltern noch am Münchner Flughafen hinterher, dann ging ich durch die Sicherheitskontrollen. Alleine. Noch nie war ich so weit von zuhause entfernt, noch nie zuvor ganz alleine in ein fremdes Land gereist. Doch ich war zuversichtlich und voller Vorfreude, endlich in die scheinbar allgegenwärtige USA zu fliegen. Überall beobachtet man amerikanische Kultur, nicht zuletzt in Deutschland. Von McDonald's bis zu den Hollywoodfilmen in unseren Kinos – jeder hat in Europa ein Bild von Amerika. Nun wollte ich die neue Welt endlich mit eigenen Füßen betreten und nachsehen, ob Hollywood nicht vielleicht etwas übertreibt.

LAPD – Los Angeles Police Department. Das erste Fahrzeug, das ich auf amerikanischem Boden mit eigenen Augen sah, machte mich sprachlos: Die Streifenwagen sehen tatsächlich so aus wie im Film. Und nicht nur die. Ich kam mir auf einmal kleiner vor, denn mein erster Eindruck von den USA lässt sich mit einem Adjektiv beschreiben: groß! Die Autos sind größer - ein BMW X5  könnte dort fast als Kleinwagen durchgehen - sie fahren auf viel breiteren Straßen, sogar die Ampeln haben größere Signale und dann erst diese Stadt, die nicht zu enden scheint...

Es war gigantisch! Der erste Schultag kam mir eher vor wie die Begrüßung in einem Freizeitclub. Sogar der Schuldirektor Taylor strahlte in erster Linie Gute Laune und die typisch amerikanische Coolness aus. Der Eindruck, dass die meisten Kalifornier freundlich und unkompliziert seien, bestätigte sich täglich. Doch das war noch nicht das Beste: Die Sprachschule war ein Forum der internationalen Begegnung. Hier waren Franzosen, Brasilianer, Deutsche, Südkoreaner, Italiener, Chinesen usw. alle am selben Ort. Ich schloss im Laufe der Zeit Freundschaften in ferne Kontinente, die dank Facebook und Internet bis heute anhalten. Wo sonst hätte ich so schnell so viele junge, aufgeschlossene Menschen aus so vielen so unterschiedlichen Kulturen kennen lernen können? Da waren der immer grinsende Koreaner, der kaum Englisch sprach, sich aber gut mit Händen und Füßen ausdrücken konnte, der höfliche Jurastudent aus Rio de Janeiro, der die deutsche Nationalhymne singen konnte, der Koreaner, der sich in San Francisco verliebt hatte, die Hobbyfotografin aus Marseille, die Hotelangestellte aus Düsseldorf, der vorlaute Italiener, die Partygirls aus Österreich, die Spaßvögel aus Sao Paulo... und alle kamen irgendwann zur wöchentlich stattfindenden "World Famous Boat Party" bei der ein Schiff mit einem DJ, jede Menge Pizza und ca. 100 Studenten beladen den Pazifik hinausfuhr und wir feierten bis auch der Letzte den Text von Katy Perrys "California Gurls" auswendig konnte!

Alles in allem war der Sprachkurs eine unvergessliche Zeit. Die Tatsache, dass es kein reines Freizeitprogramm war, bedeutete für mich lediglich, auch 4 Stunden lang etwas für die Sprachkenntnisse zu tun. Der Unterricht bestand im Wesentlichen aus Diskussionen über ein umstrittenes Thema, Grammatik auf hohem Niveau und dem Verfassen von Essays.  Das bedeutete auf keinen Fall, dass die Freizeit zu kurz kam. Schließlich hat die kalifornische Pazifikküste einiges zu bieten. Dazu gehören Ausflüge nach San Francisco und Los Angeles und Hollywood bzw. in die Freizeitparks Disneyland, Six Flags und die Universal Studios, die man auf keinen Fall verpassen sollte.

Der Abschied war traurig, ich musste 6 traumhafte Wochen mit neuen Freunden zurücklassen, musste meiner fürsorglichen Gastfamilie und meiner unglaublich freundlichen Lehrerin leb wohl sagen und dann Santa Barbara verlassen. Im Nachhinein war der Abschied das Härteste. Ich kann es allen weltoffenen und neugierigen  jungen Menschen nur empfehlen: Unternehmt den individuellen Sprachkurs, es ist weit, weit mehr als das Verbessern der Englischkenntnisse!